Vom Bundesvermögensamt der Bundesrepublik als Verwalter ehemaligen Volks-
eigentums wird die Privatisierung der Gaststätte Weißig angestrebt. Interes-
senten sollten Angebote dafür einreichen. Familie Appenheimer, die zeitweise
die Gaststätte im Stadion der Jugend in Kamenz betreibt, beteiligt sich daran.
Volkseigentum wird privatisiertErwin Metzger will die Gaststätte, die er vorher
dem Staat geschenkt hat, wieder kaufen. Dazu
kommt es aber nicht. Er hätte die aufgelaufenen
Schulden mit übernehmen müssen.
Familie Beyer lehnt einen Kauf ab, da derzeit keines ihrer Kinder an einem Gast-
stättenbetrieb interessiert ist. Damit steht aber fest, dass ihre berufliche Zu-
kunft nicht in der Gaststätte liegt. Es entsteht ein undefinierter Zustand, der
weder die Familie Beyer noch die Gäste befriedigt. Konrad muss sich eine an-
dere Arbeit suchen. Auch Annelies orientiert sich ab April 1993 neu und be-
endet den Gaststätten-Betrieb.
Das Bundesvermögensamt geht zunächst von einem Kaufpreis von
200.000,- DM aus. Nachdem die Immobilie nochmals in Augenschein genommen
wird, einigt man sich auf Grund des baulichen Zustandes auf 120.000,- DM.
Durch Fürsprache des Gemeinderates Weißig erhält die Familie Appenheimer den
Zuschlag zum Kauf und führt die Gaststätte ab November 1993 zunächst auf
Pachtbasis. Im April 1994 wird der Eigentumswechsel vollzogen; Appenheimers
sind nunmehr Besitzer.
Umfangreicher Um- und AusbauMit Übernahme der Familie Appenheimer ist wieder reger Gaststätten-betrieb
eingezogen. Dazu waren umfangreiche Investitionen nötig. In der Gaststube
sind große Veränderungen vorgenommen worden. Viele Aufgaben hat der hand-
werklich begabte Uwe Appenheimer selbst und mit Hilfe von Freunden erledigt. Beispielsweise erhielt der Fußboden Fliesen,
Fenster wurden erneuert, neue Decken- und Wandbeleuchtung angebracht, neue Garderobe montiert. Besonders stolz ist Uwe
Appenheimer auf die neue Schankanlage.
Auch das Äußere des gesamten Komplexes hat sich stark verändert. Dunkelrot leuchtet seit dem Jahr 2002 das Wohnhausdach,
ergänzt von vier Dachgauben. Und die Vorderfront des Hauses schmückt ein einladender Biergarten, der bei gutem Wetter gern
benutzt wird.
So sieht die Saaltheke mit ihrer üppigen Gestaltung nicht mehr aus.Selbst der sinnige Spruch "Ein guter Trunk macht Alte jung" ist verschwunden.Obwohl der Saal 1971 als renoviert übergeben wurde, regnete es munter weiter. Eine Neudeckung
erfolgte 2008 und 2009. Dabei wurde gleich auf der Südseite eine 40 m² umfassende Solaranlage für
Warmwasserbereitung installiert. Seit 2012 ergänzt eine Photovoltaik- anlage die Nutzung
regenerativer Energien. Natürlich waren danach auch im Saalinnern Instandsetzungen nötig; Instand-
setzung der Bühne, Abhängen der Decke, Elektroinstallation, Verlegung von Fußbodenbelag, Malerarbeiten usw.
Als umfangreichstes Projekt stellt sich der Einbau einer Zentralheizungs- anlage von 80 kW dar, verbunden mit der Errichtung
eines neuen Schornsteins und der Erneuerung von Wasser- und Abwasserleitungen sowie der Renovierung der Gaststättenküche.
Nach jahrelanger Nutzung hatte es auch der Saal verdient, eine General-Reparatur zu erhalten. Dabei spielten brandschutz-
technische Forderungen eine wesentliche Rolle. Im Herbst 2013 ist der 170 Personen fassende Tanzsaal einschließlich Bühne
gründlich verändert worden und strahlt nun, vom Brandschutz abgenommen, in neuem Glanz.
Neue Technik zieht einObwohl Uwe Appenheimer versichert, noch Dutzende Kugelschreiber und Hunderte Kellnerblöcke zu bevorraten, um auch bei
Stromausfall bedienen und kassieren zu können, wird die Buchhaltung über moderne Datenverarbeitung abgewickelt. Auch
andere Errungenschaften stehen bereit. Im Haus gibt es dank schnellem Internet in Weißig WLAN für die Gäste. Außerdem
kann man über einen HD- Videoprojektor DVD`s, Präsentationen und anderes einspielen. Der 1996 gegründete Heimatverein
nutzt diese Technik oft zu Vorträgen und Präsentationen. Es steht auch ein Raum für Videoprojektionen mit DolbySurround-
Anlage, beispielsweise für Fußballübertragungen, zur Verfügung.
VeranstaltungenDie Weißiger Vereine haben wieder eine Heimstatt gefunden. Zahlreiche Veranstaltungen bereichern das kulturelle Leben des
Ortes. Die Jugend aus Weißig und Umgebung konnte sich zeitweise bei Diskoveranstaltungen vergnügen.
1997 gab es den Versuch, die Disco wieder neu zu beleben, aber der Bedarf besteht nach weitaus größeren Sälen. Dafür führt
der Weißiger Karnevalsklub jährlich drei gut organisierte und besuchte Faschingsveranstaltungen mit den unterschiedlichsten
Themen auf dem Saal durch. Auch der Heimatverein nutzt die Gaststube für Versammlungen und viele Veranstaltungen.
So stellt sich die Gaststätte "Zur Einkehr" heute dar. Das Gebäude ist aufwendig saniert. In hellem Gelb leuchtet die Fassade
und kontrastiert zum dunklen Ziegelrot des Daches. Vor dem Haus lädt ein Biergarten zum Verweilen ein. Auch die ortstypischen
Linden haben wieder ihren Platz gefunden.
Und zahlreiche Feste der Einwohner innerhalb und außerhalb des Ortes, ob Geburtstage, Hochzeiten, Kindtaufen oder Familien
und Trauerfeiern, werden gebucht. Wobei in der Gaststube bis zu 40 Personen Platz finden. Bei größerer Teilnehmerzahl wird
der Saal geöffnet. Einmal im Jahr gastiert die Berliner Gruppe "MTS" und erfreut die Besucher.
Die Gaststätte bietet auch Gästen und müden Wanderern eine Unterkunft. Dazu steht eine Gästewohnung zur Verfügung.
Neben der ausgezeichneten, preiswerten und gut bürgerlichen Küche, vervollständigt durch Weißiger Fisch und Wild, sorgt
Familie Appenheimer gelegentlich auch dafür, dass Buffets außer Haus geliefert werden.
Seit mehr als zwanzig Jahren betreiben Sybille und Uwe Appenheimer erfolgreich die Weißiger GaststätteMit der Wieder-Inbetriebnahme der "Bergschlößchen Brauerei" Lieske treten die Wirtsleute auch
ambulant auf. So findet man sie seit 1998 mit ihrem Ausschank-und Imbisswagen beispielsweise bei
Dorffesten, beim Kamenzer Forstfest, beim Sachsenmarathon und ähnlichem. Und ein Bierzelt für
schlechtes Wetter kam 1999 auch noch dazu.
Möge die Weißiger Gaststätte "Zur Einkehr" den Einwohnern von Weißig und Umgebung, den anderen Gästen und Radwanderern weiterhin gastronomischen und kulturellen Genuss bieten.
Dazu wünschen wir Sybille und Uwe Appenheimer viel Erfolg.
Quellen:Camenzer Wochenschrift, später Kamenzer Tageblatt
von 1857, 1861, 1862
Siegmund Musiat, Sonderdruck aus LETOPIS,
Jahresschrift des Instituts für sorbische Volksforschung
Reihe C, Nr. 6/7, 1964
Gemeindeprotokolle 1839 - 1955
A. Schumann, Staats- und Postlexikon 1825
Band 18, Seiten 432, 967
Gespräch mit Annelies und Konrad Beyer , Weißig
Zuarbeit Uwe Appenheimer , Weißig
Zuarbeit Ernst Prescher, Bad Muskau
"Titelblatt zur Teilinstandsetzung des Wohn- und Gaststätten-
Komplexes" von Joachim Makatsch, Bauingenieur, Oßling
Bilder: Uwe Appenheimer, Konrad Beyer, Manfred Prescher
Zeittafel
1825 |
Erwähnung als "Herrschaftliche Schänke" |
1839 |
Johann Christian Holzmüller als "Schänkengutsbesitzer" |
1888 |
Traugott Schuppank, "Schuppankscher Gasthof" |
1910 |
Fritz Schimank, "Gasthof Schimank" |
1929 |
Rudolf Melka, "Gasthof zur Einkehr" |
1952 1.4. |
Liesbeth Eckhardt, geb. Melka |
1955 1.10. |
Ingeborg Melka, geb.Burkhardt |
1958 1.3. |
Walther Burkhardt |
1958 1.5.-30.10. |
Margot Rudel, verh. Metzger |
1959 |
Gasthof wird geschlossen |
1966 |
Renovierung |
1970 Nov. |
Eröffnung als Konsumgaststätte - Gaststättenleiterin Margarete Proksch |
1971 Aug. |
Eröffnung des renovierten Saales |
1975 31.12. |
Übernahme Erwin Metzger |
1981 1.5. |
Übernahme Peter Skudlarek |
1986 1.7. |
Übernahme Sybille & Uwe Appenheimer - bis März 1989 |
1989 1.1. |
Erwin Metzger schenkt ihn an den Staat |
1989 1.4. |
Übernahme Annelies & Konrad Beyer - bis April1993 |
1993 1.3. |
Eigentümer Bundesvermögensamt |
1993 Nov. |
Sybille & Uwe Appenheimer als Pächter |
1994 Apr. |
Sybille & Uwe Appenheimer als Eigentümer |